Jürgen S.
3/5
Schrozberger und die billig-Bambusbrettchen aus China
Wir essen immer sehr gerne den stichfesten Joghurt von Schrozberger, da er meiner Frau sehr gut tut. Die stichesten Joghurte sollen ja durch ihre Bakterien-Kulturen sehr gut für den Darm sein. Vor allem achte ich darauf, diese Joghurte in Bioqualität zu kaufen, um durch mein Einkaufsverhalten, nicht der Natur und den Menschen zu schaden.
Nun hatten wir sieben Schrozberger Joghurte, von denen drei fast gar nicht fermentiert waren und vier nur mittelmäßig. Sie waren noch sehr wabbelig, überhaupt nicht stichfest, es fehlte an Säure, und man schmeckte noch sehr deutlich die Milch. Sie waren einfach noch nicht fertig. Davon sendete ich der Schrozberger-Molkerei ein Video, um sie auf den Qualitätsmangel hinzuweisen.
Wir bekamen eine E-Mail zurück, in der sich die Leiterin der Qualitätsabteilung entschuldigte und versprach, uns ein Geschenk zuzusenden. Ich hatte natürlich gedacht, dass da ein Geschenk kommt, dass in etwa dem Wert der sieben fehlerhaften Joghurte à 1,99 €. Tatsächlich kam ein dicker Umschlag an, in dem zwei Brettchen mit der Aufschrift Schrozberger drin waren, die man sofort als Werbegeschenke einordnen konnte. Dazu noch zwei nette Heftchen mit Rezepten der Milch Bäuerinnen von Schrozberg.
Auf den beiden Brettchen stand „Made in China“ und ich konnte sie auch sehr schnell im Internet als Werbegeschenke für 1,06 € das Stück finden. Diese beiden Brettchen haben links oben ein sehr charakteristisches ovales Aufhängeloch, so dass man sich sehr gut identifizieren kann. Dann sag ich mal so, für 1,06 € in Deutschland verkauft, dürfen diese Brettchen im Einkaufspreis höchstens 0,20 € kosten, um Transport, Vertrieb, Verwaltung und auch Gewinnmarge für den deutschen Händler garantieren zu können.
Der chinesische Hersteller wiederum kann seinen Bambuslieferanten dann höchstens noch einen halben Cent pro Brettchen geben und seinem Arbeiter, der das Brettchen herstellt ebenfalls nur noch einen halben Cent, und bei diesen geringen Preisen noch einen kleinen Gewinn erwirtschaften zu können. Und das wiederum ist, aus meiner Sicht, einfach nur Ausbeutung.
Es stellt sich also heraus, dass die Firma, deren Höchstpreisprodukte ich kaufe, um Mensch und Natur nicht zu schaden, möglicherweise selbst ein Ausbeuter-Einkaufsverhalten an den Tag legt, um billige Werbegeschenke zu erhalten. Dies schrieb ich auch der Qualitätskeiterin. Sie schrieb mir ohne jede Selbstkritik zurück, dass anderen Menschen diese Brettchen gefallen würden.
Wie kann es sein, dass ein Betrieb der so hohe Qualitätsstandards anlegt, wie es ein Demeter Betrieb tut, bei den Werbegeschenken plötzlich jede Nachhaltigkeit fahren lässt und das Billigste vom Billigen kauft? Was wäre so falsch daran, von einem überzeugten Demeter-Betrieb zu verlangen, dass auch das Bambus für seine Werbegeschenke nach Demeter-Richtlinien angebaut wird? Ich denke, daran wäre nichts falsch.
